Erste Nennung

Die erste schriftlich belegbare Nennung, welche im Pfarrarchiv von Kurtatsch aufgefunden wurde, ist mit dem Jahr 1741 datiert. In diesen Zeilen, dem "Formular und Aufstöllung der Procession an h. Carfreitag alda zu Curtatsch" heißt es wörtlich: "... auf die letzte Gruppe folgte die wohlehrwürdige Geistlichkeit mit der Musßig. Letzten dann (das) andächtige Manns- und Weibsvolk". Dabei wird es sich aber kaum um eine Musikkapelle nach heutigem Einverständnis gehandelt haben.

Die Jahrhundertwende

Im Jahre 1888 stößt man auf ein stichhaltiges Datum einer musikalischen Tätigkeit in Kurtatsch. Im Protokoll vom 2. Oktober 1888, welches im örtlichen Gemeindearchiv aufliegt, wurde nämlich ein "mündliches Ansuchen des Feuerwehrhauptmannes Eduard Schletterer um Erbauung eines Musiklokales" schriftlich festgehalten.
Ein weiterer Beschluss der Gemeindevorstehung vom 5. Juni 1884 über die Anvertrauung von Musikinstrumenten, die bis dahin im Gemeindearchiv gelagert waren, ist uns Beweis dafür, dass bereits vor dieser Zeit eine Musikkapelle bestanden haben muss. Leider gibt es keine weiteren Dokumentationen, die Näheres darüber berichten könnten, lediglich ein paar Fotos aus der Zeit um die Jahrhunderwende zeugen von dieser interessanten Einrichtung.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges kommt die Tätigkeit langsam zum Erliegen, weil viele Musikannten an die Front mussten.

Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg

Am Ostermontag, den 13. Mai 1923 findet die "statutenmässige Musikvereins-Gründungsversammlung" statt. Nach und nach entwickelt die Musikkapelle eine rege Tätigkeit:

  • Vier bis fünf Platzkonzerte werden jährlich abgehalten.
  • Neben den kirchlichen Feiern und Prozessionen im Ort nimmt die Kapelle auch an der Prozession am kleinen Fronleichnahmfest (Sonntag nach Fronleichnahm) in Graun teil.
  • Im Sommer trifft man sich am Fennberg auf dem Hof der Fam. Tiefenbrunner (Hofstatt) um ein paar Tage lang gemeinsam zu musizieren.
  • Seit eh und je wurde beim Entiklarer Kirchtag aufgespielt. Sogar Bälle werden zu jener Zeit im großen Saal beim Schletterer (2. Stock im Gasthof zur Rose) veranstaltet.
  • Das jährliche Frühlingsfest wird auf dem Anwesen der Schlosskellerei Tiefenbrunner in Entiklar abgehalten.
  • Die faschistische Gemeindeverwaltung "verhilft" der Musikkapelle zu zwei weniger freiwilligen Auftritten: am 22. November 1925 hat die Musikkapelle Kurtatsch an einer Feierlichkeit zu Ehren des italienischen Regierungschefs Benito Mussolini in Cavalese teilzunehmen und am 12. Juli 1926 besucht der italienische König Vittorio Emanuele Bozen.

Die Zeit während des 2. Weltkriegs

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs bricht die musikalische Tätigkeit mit der Einberufung der Musikanten zum Wehrdienst nach und nach zusammen. Der bleibt jedoch bestehen! So kleidet sich die Musikkapelle (bzw. der Rest davon) noch während des Kriege mit der neuen (Bösendorfer) Tracht ein.

Die Musikkapelle nach dem 2. Weltkrieg

1943 ist Hitlerdeutschland in Italien einmarschiert. Da der neue Machthaber bestrebte, die deutsche Kultur auf allen Ebenen zu fördern, wurden auch 2 Blasmusiklehrer nach Kurtatsch geschickt, welche bei ihrer Suche nach Musikschülern schon bald fündig wurden.
Im Frühjahr 1944 nehmen Kurtatscher Musikanten an dem von der H.J. organisierten Musiklager in Unterradein teil, welches vom aus Österreich zurückgekehrten Sepp Thaler geleitet wurde.
Am Schutzengelsonntag (1. Sonntag im September) 1945 hat die Musikkapelle Kurtatsch ihren ersten öffentlichen Auftritt nach dem 2. Weltkrieg: bei der Frühmesse wird die Haydn-Messe auf dem Chor der Pfarrkirche zum Besten gegeben. Da von den heimkehrenden Altmusikanten keiner mehr mitwirkt, könnte man dieser Zeit einen Generationswechsel zuordnen.
Die Probentätigkeit geht weiter und so ist am Bauernsonntag 1946 das erste Konzert der "neuen Musig" angesagt. Zum Pfingstkonzert im selben Jahr wurde in der "Dolomiten" vom 13. Juni ein Bericht veröffentlicht.
Durch die seit 1943 regelmäßigen Aufzeichnungen von Willibald Mair, gibt es ausführliche Notizen über jede Ausrückung und auch jede Probe. Sogar die Abwesenheiten der Musikanten wurden festgehalten und zu mancher Aktivität wird ein persönlicher Kommentar, wie z.B. "verhältnismäßig gut", "ganz gut gegangen" oder "...es fehlen immer die gleichen", abgegeben.